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Roadtrip

2024-11-15

Eine Einladung zum 80sten Geburtstag von Ivans Tante Silvia wird hier ganz schnell zu einer Rundreise durch drei Bundesstaaten in 15 Tagen. Glücklicherweise haben wir Stella und Zeit und haben entlang unseres Roadtrips viel gesehen und gelernt. Jeder Tag ist ein Schultag!

Unsere erste Station ist Burra. Die Stadt war früher dank einer beeindruckenden Kupfermine sehr reich und hatte einen eigenen Bahnanschluss. Ein ganz bestimmtes Burra Haus hat es jedoch zu Weltruhm gebracht, und zwar auf dem Albumcover „Diesel and Dust“ von Midnight Oil. Das Bild zeigt die harschen Bedingungen auf dem Land, das Album thematisiert die Probleme der australischen Ureinwohner, darunter Landrechte, soziale Ungerechtigkeit und Armut sowie die Bedrohung der wertvollen natürlichen Umwelt.

In Broken Hill haben wir Ivans Geburtstag mit BBQ und Campfeuer gefeiert.

Die älteste Bergbaustadt Australiens ist durch Minen reich geworden und steht auf dem weltweit größten Vorkommen von Silber, Blei und Zink. BHP, die drittgrößte internationale Minengesellschaft , begann als Broken Hill Proprietary Company Limited. Die Stadt kann sich Kunst und Kultur leisten. Uns haben die Skulpturen in der Wüste beeindruckt. 1993 haben Künstler aus aller Welt 12 Sandsteinskulpturen erschaffen. Während eines Bildhauersymposium zelteten sie mitten in der Wüste außerhalb von Broken Hill und ließen sich von den riesigen Sandsteinblöcken und einer atemberaubenden Umgebung inspirieren.

Im Norden Australiens liegt eins der größten Frischwasser Vorkommen der Welt.  Das Wasser kommt auf natürlichem Weg durch so genannte artesische Brunnen an die Oberfläche, ohne dass es gepumpt werden muss. Orte wie Walgett oder Lightning Ridge sind für ihre heißen Quellen berühmt. In Moree konnte ich morgens um 7 Uhr bei 3 Grad Außentemperatur in einem 41 Grad heißen Pool Kraft tanken für den Tag.

In Stanthorpe, im Herzen des Granit Gürtels, haben wir Tante Silvias 80sten Geburtstag gefeiert mit Familie und Freunden.

Auf dem Rückweg haben wir in Walgett übernachtet und mehr über die Geschichte gelernt. Walgett ist berühmt durch den Freedom Ride von 1964. Studenten der Universität Sydney demonstrierten für die Gleichberechtigung der Aborigines in den Kleinstädten auf dem Land. Die Ureinwohner kämpften in den Kriegen der Australier, hatten aber keinen Zutritt zum Veteranenclub. Die aufgebrachten weißen Walgetter Bürger jagten die Demonstranten aus der Stadt und haben sie von der Straße gedrängt. Doch auch auf dem Land setzte sich die Gleichberechtigung schließlich durch.

Je näher wir der Grenze zu Queensland kamen, desto mehr weißen Flausch sieht man am Straßenrand. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen und scherzten, dass wohl jemand mit Wattebäuschen Schnee simuliert hat. Genau das ist es! Also keine Schnee Simulation, aber Wattebäusche. Frisch vom Busch gestrippt, wird die Baumwolle mit riesigen Roadtrains zur Weiterverarbeitung transportiert. Der Großteil der australischen Baumwolle wird exportiert, zum Beispiel für die Textilindustrien in Vietnam, China, Bangladesch, Indien, Indonesien, Türkei und Thailand. Am Straßenrand wirbt ein großes Schild für die besten Stripper der Welt! Das Kleingedruckte machte deutlich, dass sie Baumwollbüsche strippen…

In Terowie erinnert ausgerechnet das Roadhouse an den ersten Australier in Hollywood. Und nein, es ist nicht Erol Flynn, wie die meisten Cineasten glauben. Der weniger bekannte, aber mehr erfolgreiche J.P. McGowan schaffte es aus dem beschaulichen Goyder Country auf die große Leinwand. Er war erfolgreich als Schauspieler, Produzent und Regisseur. McGowan ist nach wie vor der einzige Australier, der zum lebenslangen Mitglied der Screen Directors Guild ernannt wurde.
Bunte Wandmalereien am Roadhouse erinnern an seine Karriere.

Am Straßenrand…

… gibt es jede Menge Ziegen. Warum? Sie wurden von den Bauern freigelassen, nachdem der Preis ins Bodenlose gefallen war. Selbst ein Großtransport zum Viehmarkt hätte die Logistikkosten nicht mehr gedeckt. Jetzt halten sie das Gras kurz, meiden die Straße (anders als Kängurus und Emus etc), halten sich von anderen Nutz- und einheimischen Tieren fern, und wenn der Preis wieder steigt, werden sie von dem Bauern abgeholt, der zuerst da ist.

… halten indische Einwanderer die Räder am Laufen. Fast alle Tankstellen, Rasthäuser und ländlichen Supermärkte werden von geschäftstüchtigen und fleißigen Indern sehr gut geführt,

… gibt es meistens keinen Mobilfunkempfang. Ohne eine gute alte physische Landkarte ist man im Outback aufgeschmissen. Denn der kürzeste Weg, der morgens bei der Planung gut aussieht, kann am Ende des Tages sehr holperig sein.

… gibt es manchmal keine öffentliche Toilette. In meiner Not habe ich im Golfclub um Hilfe gebeten. Die Managerin war sehr nett. Doch Ordnung muss sein in einem Golfclub: Zutritt nur für Mitglieder!  Zur Identifikation musste ich meinen Führerschein vorzeigen und zumindest vorübergehend Mitglied werden. Kein Problem! Nächstes Mal bringe ich mehr Zeit mit und nehme ein paar Golfstunden.

… wundert man sich manchmal über die Wasserstandsanzeiger der Flutwege. Weit und breit nichts als knochentrockene Wüste zu sehen.  Doch dann kommt der Regen und macht die Flutmulde zur Gegenverkehr-Dusche.

… sind wir 4444 km gefahren, haben 582 l Diesel getankt für 1320$ und für Campingplätze 388$ ausgegeben.

Von Anke Veil

Der IvAnke Advertiser begleitet unseren Neuanfang in Australien.

5 Antworten auf „Roadtrip“

Wow, was Ihr alles erlebt habt, liebe Anke! Vielen Dank für‘s mitnehmen!!
… und ich dachte mal Sanifair sei teuer – Mitgliedschaft im Golfclub für einmal Pieseln schlägt dem Klo den Boden aus!

Das mit den Kängurus ist so eine Sache. Sie sind nicht besonders clever und lieben die Wärme der Strasse. Und daher werden sie leider meistens überfahren. Die Bilder wollte ich nicht teilen.

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