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Chronik Skipper Urlaub

Outback

2021-07-06

Reisen bildet. Und auf einer Reise ins Outback haben wir verdammt viel gelernt.

Sommerurlaub im Winter

Was die letzten Jahre für uns der perfekte Sommerurlaub war, findet jetzt im Winter statt. Im Juni feiern wir meinen oder seinen Geburtstag oder unseren Hochzeitstag irgendwo in der Weltgeschichte. Dieses Jahr ging es ins Outback, wir haben die Flinders Ranges erkundet.  Wir hätten ja ins sonnige Queensland fliegen können, wo wir vor 19 Jahren geheiratet haben, aber erstens wollten wir Skipper mitnehmen und zweitens verlassen wir den eigenen Bundesstaat zur Zeit ungern. Jeglicher COVID Ausbruch irgendwo in Australien führt zu Lockdowns in den betroffenen Bundesländern. Dann kommen wir entweder nicht zurück nach Hause oder müssen für zwei Wochen in Quarantäne. Aber kein Drama, Süd Australien bietet mit knapp 1 Mio km2 genug Platz für viele Touren und Abenteuer.

Vorbereitung ist die halbe Reise

Pauschalurlaub ist einfacher, aber leider nicht unser Ding. Ein bisschen Abenteuer muss schon sein. Wir fühlten uns gut vorbereitet. Wir hatten Erfahrung mit Outback Touren, Ivan hatte drei bis vier Werkzeugkisten eingepackt, wir hatten Reservereifen, Wasser und Gottvertrauen. Und doch waren wir nicht genug vorbereitet. Die Wellen auf den unbefestigten Straßen schüttelten das Auto durch, dass ich fürchtete es fällt auseinander. Wir schauten nach jeder Bodenwelle ängstlich in den Rückspiegel, ob der Caravan uns noch folgte. Unser SUV hat den Wohnwagen ohne Probleme geschleppt und hat knapp 300 km unbefestigte Straßen mit kleinen bösen Bodenwellen gut überstanden. Doch unterwegs hatten wir Zweifel… Fazit: Für die nächste Outback Tour brauchen wir einen Wagen mit richtigem Allradantrieb. Und Ivan hat versprochen dann auch sein Schweißgerät einzupacken!

Mehr Pufferzeiten

Egal wieviel Pufferzeit wir jeden Tag eingeplant hatten, wir brauchten mehr. Denn jeden Tag passiert etwas Unerwartetes.
Tag 1: Der Wohnwagen war nicht da. Die Vormieter hatten vergessen ihn zurückzugeben. Das kann ja mal passieren – aber wir sind dadurch drei Stunden später gestartet als geplant. Dank großzügiger Karenzzeit haben wir das Ziel Orroroo gerade noch bei Tageslicht erreicht.
Tag2: Die Tankstelle hatte kein Benzin. Auch kein Diesel oder Super. Nichts. Alles leer. Der Tankwart erwartete eine Lieferung, konnte aber nicht sagen wann. Er empfahl uns 60 km zurück nach Jamestown zu fahren, da gäbe es genug. Bis wir den Wohnwagen abgestellt hatten und uns auf den Weg machten, sahen wir den Liefer LKW an der Tankstelle. Prima, während der Wartezeit haben wir einen Kaffee getrunken und dann ging es mit zwei Stunden Verzögerung los. Wir haben es gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit bis Iga Warta geschafft.
Tag 3: Die Führer von Iga Warta waren nicht da. Keiner. Alle gehören zur Aboriginal Familie, der das Camp gehört und alle waren auf einem Familientreffen. Ihre Rückkehr war unbestimmt. Heute? Morgen? Übermorgen? Tief durchatmen und entspannen hilft, wir sind schließlich im Urlaub. Die Abreise kann um einen Tag verschoben werden … und das Warten hat sich gelohnt. Die Tour zur Ockergrube war ein spirituelles Erlebnis. Terrence hat uns Bedeutung der Farben spüren lassen und hat damit selbst eine Gruppe pubertierender Schüler in seinen Bann gezogen.

Tanken

VOLLTANKEN WANN IMMER UND WO IMMER EINE TANKSTELLE IST!

Känguru Stunde

Warum ist die Ankunft bei Tageslicht so wichtig? Nicht nur um das Camp zu finden. In erster Linie geht es darum die Känguru Stunde zu vermeiden. In der Dämmerung kommen die nachtaktiven possierlichen Tierchen zu den warmen Straßen und starren fasziniert auf die Lichter der Autos. Sie springen im letzten Moment aus der Böschung. Wir haben nur eine Stoßstange und kein „Roo Bar“ um den Aufprall zu mindern. Denn man weicht Kängurus besser nicht aus. Gas wegnehmen, leicht bremsen, aber nicht ausweichen. Wie Lorena sagt: es gibt 50 Mio Kängurus in Australien, aber nur eine Anke und nur einen Ivan.  Zweimal sind Kängurus aus dem Nichts vor uns aufgetaucht und zweimal haben wir Unfälle knapp vermieden. Puh!

Sternenhimmel

Arkaroola ist einer der dunkelsten Orte in Australien, oder mit anderen Worten: ein perfekter Ort für Sterngucker. Ivan plante den gesamten Urlaub unauffällig um dieses Highlight herum. Schon Wochen vorher hatte er unsere Touren im Observatorium gebucht. Während Ivan sich für die Technik interessierte, war ich gefangen von den unglaublichen Bildern die unser Guide P.K. auf die Bildschirme zauberte. Das Allerbeste jedoch war die einzig klare Nacht die wir im ganzen Urlaub hatten: Sie war in Arkaroola, wo die Sterne zum Greifen nahe sind, die Milchstraße so breit wie eine Autobahn ist und Ivans Astronomie Ausrüstung perfekt funktionierte. Das Leben kann so schön sein!

Vorräte sind besser als Nachsicht

Ich hatte eigentlich nicht vor im Urlaub zu kochen. Aber wer weiß wo wir landen und was es dort gibt? Vielleicht sollte ich besser ein bisschen was fürs Frühstück einkaufen und genug für ein oder zwei oder drei Abendessen? Yep, drei Abendessen brauchten wir. Und jeden Tag Frühstück. Und ab und zu Lunch. Denn es gibt nicht überall ein Restaurant oder einen Supermarkt. Wir sind im Outback. Da ist jeder auf sich selbst angewiesen. Und dank konservativer Vorratshaltung haben wir es geschafft! Außerdem haben wir es geschafft, den Hochzeitstag mit einem opulenten Drei-Gänge-Menue im ausgezeichneten Woolshed Restaurant im Outback zu feiern.

Hund an Bord

Die Idee zum Campingurlaub wurde geboren, weil wir Skipper mitnehmen wollten. Es gibt hundefreundliche Unterkünfte, aber nicht überall. Im Zuge der Recherche haben wir Camplify entdeckt. Eine Vermietungsplattform für private Caravans etc. Wer einen Wohnwagen hat und nicht selbst damit unterwegs ist, kann ihn darüber vermieten, statt das Gefährt im Hof rumstehen zu lassen. Viele Eigner haben Haustiere, deswegen ist dort die Chance grösser, dass Tiere erlaubt sind.
Skipper ist ein guter Reisegenosse. Im Auto schläft er, im Caravan war er glücklich auf die Bank zu dürfen und er findet es toll 24 Stunden mit uns zusammen zu sein. Dafür nimmt er in Kauf, immer an der Leine zu sein und meistens einen Maulkorb zu tragen. Nicht weil er plötzlich bissig geworden wäre… Nein, Farmer legen Giftköder für Füchse aus, die für Hunde sofort tödlich sind. In den Camps war Skipper entweder an der langen Leine oder in der Hundehütte. Er liebt seinen Zwinger und geht gerne rein, weil er sich dort sicher fühlt. Urlaub mit Hund braucht ein bisschen mehr Vorbereitung, dann ist es machbar.

Camping

Camping im Winter ist nur eine mittelgute Idee. Von Vorteil ist, dass die Finders Ranges dann nicht so erbarmungslos heiß sind und die Fliegen nicht ganz so unerträglich aufdringlich. Als Mitteleuropäer können wir auch ganz gut mit Kälte umgehen. Wir packen ein paar Lagen Kleidung mehr ein, die bei Bedarf übereinander getragen werden. Das wurden sie auch. Der Nachteil ist der Regen. Wir hatten Glück und haben im Norden der Gebirgskette nur wenige Schauer abbekommen. Der Caravan hielt dicht und sogar einigermaßen warm. Im Süden des Gebirges haben die Fluten jedoch Straßen überschwemmt und viel Schaden angerichtet. Wenn die Gräben links und rechts der Floodways zwei Meter hohe Abrisskanten zeigen, ahnt man die Naturgewalten. Unsere Reiseplanung von Nord nach Süd – statt umgekehrt – hat uns den Urlaub gerettet.

Ohne Empfang

Die sorgfältig geplante Reiseroute Aldinga ->Wynn Vale -> Orroroo -> IgaWarta -> Arkaroola -> Rawnsley Park Station -> Aldinga mäanderte sich parallel auf dem Auto GPS und auf dem Handy mit Google Maps. Wir folgten wohlgemut der besten Route, bis wir in Leigh Creek rechts abbogen. Dort fängt die Schotterstraße an. Und dort hört der Handyempfang auf. Dort hört jegliche Satelliten Abdeckung auf. Dort beginnt das Outback. Dort beginnt der Urlaub, in dem wir wirklich abschalten. In dem wir uns auf das Jetzt und Heute einlassen. In dem der Alltag verschwindet, weil alle Verbindungen gekappt sind. Und wieder einmal hat das Schicksal auf uns aufgepasst. Es nahm Gestalt an in Christine, der Campingplatz Eignerin in Orroroo. Sie drückte mir zum Abschied eine Flinders Ranges Broschüre in die Hand, samt detailliertem Kartenmaterial. Danke Christine! Du hast uns vor dem Blindflug bewahrt und uns Orientierung gewährt. Als wir nach 300 km wieder auf asphaltierten Straßen und mit Empfang unterwegs waren, wussten wir, dass der Urlaub zu Ende geht.

Von Anke Veil

Der IvAnke Advertiser begleitet unseren Neuanfang in Australien.

5 Antworten auf „Outback“

Ich habe übrigens beschlossen, dass ich im nächsten Leben Hund bei euch werde. 😇

Ein großartiger Reisebricht liebe Anke. 💓

Ach Anke, du kannst so schön eure Geschichten erzählen. Wunderbar. Es war auch ein schöner Urlaub für mich 😉. Liebe Grüße an den Husband und nachträglich Glückwunsch zum erfolgreichen Hochzeitstag.

Da habt ihr ja ein großartiges australisches Abenteuer erlebt. Camping ist bestimmt eine tolle Möglichkeit, die Natur ganz unmittelbar zu erleben. Danke, dass du uns mit deinem Bericht sicher mit durchs Outback genommen hast. Liebe Grüße!

Hallo ihr beiden, dass hört sich alles zufrieden und glücklich an 😊
Es freut mich, dass es euch gut geht und ihr eure neue Heimat so genießen könnt.
Bei deinen Erzählungen fängt das Kopf Kino an……. da kommt man ins Träumen 👍
Ich wünsche alles Liebe und lasst es euch gut gehen 😚
Bis irgendwann
LG Andy

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