2020-08-22
Heute vor sechs Monaten habe ich aufgehört zu rauchen. Was für ein Meilenstein! Ich bin ganz schön stolz auf mich.

Aufhören ist nicht leicht, aber auch nicht sooo schwer. Es passte. Mein Leben hat sich gerade total geändert. Ich bin in ein fremdes fernes Land ausgewandert und da gilt: Andere Länder, andere Sitten. Eine ideale Gelegenheit um Gewohnheiten zu ändern.
Eine angebrochene Packung Zigaretten ist mit nach Australien gekommen. Diese Rest-Ration habe ich über fünf Tage sorgfältig eingeteilt und im hinteren Garten bewusst genossen. Am 22. Februar 2020 war Schluss. Ich habe leise und heimlich aufgehört. Keine großen Ankündigungen, denn falls ich es nicht geschafft hätte, wollte ich mich nicht blamieren. Doch ich bin meinem eigenen inneren Plan treu geblieben: Der Start hier sollte das Ende des Rauchens sein.

Wahrscheinlich war ich ob des Entzugs schlecht gelaunt und unwirsch, doch meine Hausgemeinschaft hat mich toleriert. Es hat eine Woche gedauert bis Lorena fragte ob ich nicht mehr rauche. Ich bekam viel Lob und Zuspruch, vor allem von Ivan, der mich weiter motivierte. Und wenn ich seufzend nach dem Essen eine Zigarette vermisste, sagte Lorena dass selbst nach 20 oder mehr Jahren, die sie nicht mehr raucht, sie immer noch das Verlangen hat. Das ist also normal und ich lerne damit umzugehen.

In der Zeit bin ich jeden Tag eine Stunde am Strand spaziert. Die Bewegung hilft – und die soziale Kontrolle der Hausgemeinschaft. Wegen der Covid 19 Beschränkungen waren wir alle zu Hause und haben viel gekocht und viel und gut gegessen. Dennoch habe ich nicht zugenommen, weil unsere Mahlzeiten gesund und kalorienbewusst waren. Snacks gab es auch, aber in Maßen und durch vier geteilt. Gleichzeitig war ich mit dem Neustart unseres Lebens sehr beschäftigt: Auto, Führerschein, Krankenversicherung, Wohnungssuche… Das gibt viel positive Energie.

Es war eine reine Vernunft Entscheidung, kein Leidensdruck. Ich bin leidlich gesund, die Routine Untersuchungen sind ok, ein bisschen mehr Fitness würde natürlich nicht schaden. Ich habe immer gern geraucht. Rauchpausen waren meine Gedankenpausen, meine Entschlussmomente und meine Fluchtmomente. Und nun?

Ich fasse weiterhin Entschlüsse und finde kleine Fluchten. Und natürlich denke ich. Nur nicht mehr ritualisiert sondern zu anderen Gelegenheiten. Was vermisse ich also eigentlich?
Mir fehlen die gestohlenen Momente. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Mutter auf eine Zigarette vor die Tür gehe, dann bleibt der Alltag drinnen und wir besprechen manches, das sonst verschwiegen bleibt.

Doch wenn ich mir vorstelle jetzt eine zu rauchen dann weiß ich dass mir schwindelig würde und es überhaupt nicht „schmeckt“. Ich vermisse also nicht das Rauchen selbst sondern die Erfüllung der Sucht. Und gleichzeitig bin ich froh der Sucht nicht mehr nachzugeben. In Australien habe ich vor 38 Jahren mit dem Laster angefangen. Der Kreis schließt sich wenn ich hier auch aufhöre.

In unseren Umzugskartons waren auch zwei Packungen Zigaretten. Während des Entzugs war das Wissen um diese geheime Ration – die erst drei Monate später ankommen würde – ein Trost. Ich könnte ja nach dem Auspacken des Containers eine (!) Zigarette als Belohnung rauchen. Dazu ist es nicht gekommen, nach drei Monaten wollte ich meinen Erfolg nicht untergraben. Eins der Päckchen habe ich als Trinkgeld an Carl, den Baumfäller, verschenkt. Das andere Päckchen bekam Paola, die nur zu seltenen Gelegenheiten mal eine raucht.

Meinen Sechs-Monats–Meilenstein feiere ich mit Ivan, Lorena und Pino heute Abend. Es ist nämlich ein Sieg, der ohne sie nicht möglich gewesen wäre. Ich bin dankbar für meine Freunde und stolz auf mein Durchhaltevermögen. Wir haben uns eine Feier verdient!
Siege feiert man am besten im Victory Hotel. Das Victory hat einen spektakulären Ausblick über unsere Bucht, erstklassige regionale Küche, und angeblich den größten Weinkeller der südlichen Hemisphäre.



17 Antworten auf „Nichtraucherin“
Tolle Geschichte!
Ich wusste gar nicht, dass Du in Australien angefangen hast.
Und das beste: Nun ist mehr Zeit zum Trinken! Cheers 🙂
Ich dachte, in Nürnberg seien mit uns SRTlern Bohnenkaffee und Selbstgedrehte in dein Leben gerauscht? Ich hatte jedenfalls jahrelang ein kleines schlechtes Gewissen deswegen. Prima, dass du aufgehört hast. Mit der Bonameser Wendeltreppe im Hintergrund wäre es sicher viel schwieriger gewesen. :*
In Nürnberg habe ich für andere gedreht, aber nicht selbst geraucht 😊
😊😅
Liebe Anke, das ist wieder eine klasse Geschichte von Dir. 😃
Danke dass Du uns weiterhin so unterhaltsam an Eurem Leben teilhaben lässt. 👍
Ich finde es super, dass Du nicht mehr rauchst und wünsche Dir alles Gute um dabei zu bleiben. 🍀💐
✌️
Ja, diese Treppenmomente… ich freue mich für dich! Und noch mehr, dass du angekommen und aufgehoben bist. Was du hinter dir hast, steht mir ja noch bevor. Du machst mir Mut! Ein bisschen wenigstens :))
Komm zu uns für deine Pläne. In der Fremde ist es einfacher!
Willkommen im Club der Ex-Raucher! Und ja das mit der Lust auf die Zigarette nach dem Essen ist auch bei mir nach fast 2 Jahren des Nichtrauchens, nicht vorbei.
In Erinnerung bleibt, wenn auch wir früher zusammen nach Draußen gegangen sind 😍
Das sind die Momente die ich vermisse. Und dich vermisse ich auch!
Glückwunsch zum „noch“ gesünderen Leben und welcome back im old „normal“! Auch wenn‘s vielleicht für den süchtigen Raucher schwer nachzufühlen ist, Nichtrauchen ist ja eigentlich die Normalität. Meine Mutter (77) hat bis zu ihrem ca. 40sten schwer geraucht und gönnt sich nach Jahrzehnten des Nichtrauchens jetzt wieder ab und zu „Eine“ und genießt das Gefühl des „gestohlenen Moments“. Danke für deine schöne Selbsterfahrung 🙂
Das ist schön zu wissen, danke. Jetzt kann ich mich auf 77 und die kleinen Freiheiten freuen, wenn’s mal wieder schwer ist…
👍🏽👏🏽💪🏽
Herzlichen Glückwunsch, liebe Anke! Schöne Geschichte, toller Erfolg!! Australien als Ausgangs- und Endpunkt eines Lasters 🇦🇺 🚬 🚛 🇩🇪…🇦🇺🚭👍
Liebe Anke,
bitte sei stolz auf dich, richtig stolz. In schwachen Momenten half mir, dass ich es hasse mich „veräppeln“ zu lassen. Nämlich von der Zigarettenindustrie. Wußtest du, dass Rezeptoren am Hypothalamus andocken, wenn du dir eine anzündest? Die lösen sich nach ca. 20 Minuten wieder und du bekommst sofort wieder Verlangen nach mehr Nikotin, dem du nach nach wieder 20-30 min. nachgibst. Genau deshalb sind übrigens mal 19-20 Stück in einer Packung gewesen. Reicht für einen Tag. Niemand pfuscht in meiner Chemie rum. Punkt. Das hat mich geheilt.
Du hast es geschafft!
Thumbs up!
Boah!!! Wie großartig, Anke!! Herzlichen Glückwunsch! Da kannst Du echt stolz sein 🤗
Liebe Anke – das lese ich erst jetzt! Ganz toll ! So habe ich es auch gemacht , absichtlich vergessen ,im Oman Urlaub ,vor über 10 Jahren .
Ich schließe mich Axel an 🍷. Seid herzlich umarmt vom 2. Lockdown in Österreich , Heike , Robert und David