2021-05-11
Ankomme Freitag den 30sten…
Tante Silvia kommt zu Besuch, oder wie die italienische Familie sagt: Zia.
Sie ist die jüngste Schwester von Ivans Mutter und die letzte der Ranieri Einwanderer Generation. Ihr wunderbarer Humor und ihr ansteckendes Lachen bringt Freude ins Haus. Auf ihrer Rundreise zu Freunden und Familien macht sie zweimal bei uns Station. Was für ein grosses Glück!
Besuch gibt mir Gelegenheit, das Gewohnte und Selbstverständliche mit anderen Augen zu sehen. Da ist zum Beispiel die stolze Erkenntnis, dass wir das Haus in einem Jahr ganz schön transformiert haben. Und die unschuldige Frage, ob ich mir schon eine neue Küchenuhr ausgesucht habe, lässt die geerbte Uhr in schonungslosem neuen Licht erscheinen.
Ganz besonders sind die Momente, wenn Zia Familien Erinnerungen teilt. Ich habe Ivans Mutter nur einmal gesehen, von Kennenlernen kann da nicht die Rede sein. Zias Geschichten bringen sie mir näher.
Besuch ist super, um endlich die nähere Umgebung zu erkunden. Zia und ich machen jeden Tag ein kleines regionales Abenteuer. Außer an Ruhetagen natürlich. Da machen wir nix. Das ist für alle Beteiligten sehr entspannend.
Das Schöne ist, dass Zia nicht nur Besuch ist sondern auch Familie. Das qualifiziert zu Haushaltsbeiträgen. Sie macht den morgendlichen Abwasch getreu ihrem Motto: Warum soll ich abends abwaschen, wenn ich nicht weiß ob ich morgen früh aufwache? Sie kocht die allerleckersten Muscheln und backt Crostoli. Wir sind im Gourmet Himmel!
Zia Silvia hat unser Gästezimmer eingeweiht. Sie reiste nur von einem australischen Bundesland in ein anders, von Queensland nach South Australia – und das war schon gewagt. Ein Corona Hotspot reicht und schon wird hier ein Lockdown verordnet und das bedeutet 14 Tage Quarantäne bei der Rückreise. Von Überseereisen ganz zu schweigen. Flüge von Indien sind zur Zeit nicht erlaubt. Selbst australischen Staatsbürgern ist es bei Strafe verboten, von Indien nach Hause zurückzukehren. Tourismus und Besuch von Familie und Freunden sind also unmöglich. Dank moderner Technik bin ich mit meinen Lieben eng verbunden. Aber wenn ich daran denke wie schön es wäre meine Mutter hier zu haben und mit ihr die Gegend zu erkunden, dann werde ich wehmütig. Wenn ich daran denke, wie sehr ich Freund*innen vermisse, die Flugmeilen und Urlaub gespart haben um über den ganz großen Teich zu springen, dann verfluche ich Corona.
Wir halten durch. Wir schaffen das. Wir kriegen die Pandemie in den Griff. Wir werden uns mit den neuen Bedingungen arrangieren. Wir werden wieder reisen. Wir sehen uns wieder!

10 Antworten auf „Besuch“
Die strahlende Besucherin Zia lässt keinerlei Zweifel aufkommen: Es fühlt sich gut an, bei euch zu Gast zu sein. So war es schon immer und so wird es auch wieder werden! Inzwischen spart man halt für die Business Class im Flieger 😉
Da kann ich mich nur PUschi anschließen! Die Zeiten werden so langsam wieder besser 😊 und ich spare auch schon eifrig auf einen Besuch Down Under 😍
Ihr egoistischen Genießer! Könnt ihr bitte das Crostoli-Rezept teilen? Ich könnte mich mit einem Alt-Brinkmännschen westfälischen Grünkohl-Rezept revanchieren.
Liebe Grüße!!!
Alte Familienrezepte werden nicht aufgeschrieben. Der Teg wurde in meiner Abwesenheit aus geheimen Zutaten gemischt. Und nachdem ich beim Ausrollen zwar kreativ war, aber die Anforderungen des dünnen Teiges nicht erfüllt habe, sehe ich keine Chance auf das Rezept…
Alte Familienrezepte werden sehr wohl aufgeschrieben, nein, werden „verscrappt“, damit sie nicht verloren gehen 🙂
Grünkohlrezepte nehme ich jedoch gerne!
Für 4 Personen:
– 4 Scheiben geräucherten Bauchspeck in einer handbreit Wasser weich kochen (mind. 1 Std.)
– herausnehmen und beiseite stellen, Achtung, Wasser nicht abgießen
– 1 kg Grünkohl grob hacken (für Faule geht auch Iglu) und in das noch übrige Speckwasser geben, bei kl. Hitze halten, kein Deckel
– in sep. Pfanne kl. Zwiebel glasig dünsten, anschließend zum Grünkohl geben
– je nach Geschmack zwei Esslöffel Senfkörner ODER zwei Esslöffel mittelscharfen Senf zugeben
– immer mal wieder durchrühren
– 4 westf. Mettenden auf den Grünkohl legen, alternativ geräucherte Mettwurst, mind. 30 Min. ziehen lassen
– das Speckwasser müsste nun verdampft sein, so dass der Grünkohl nun trocken gekocht ist
– Deckel auf den Topf und ggf. ein Esslöffel Schmalz für schönen Glanz dazugeben
– nun Kartoffeln schälen, vierteln oder in Scheiben schneiden
– nochmals auswaschen, salzen nach Geschmack
– in Butterschmalz kross braten, nicht vorkochen
GUTEN APPETIT!!
Mmmh! Sobald ich einen würdigen Ersatz für die westfälischen Mettenden gefunden habe, koche ich diesen Teller Heimat nach!
Mettenden werden im Rewe von Ja! ungekühlt und gut geräuchert schön im Vakuum angeboten. Diese haltbar für rund 4 Wochen. … schickst du Postanschrift, bekommst Mettenden. 🙂
Wie rührend und schön! Ich ertappe mich bei einem tiefen Seufzer und schicke eine Menge lieber Grüße über den großen Teich!