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Chronik Haus und Garten

Spülmaschine

2020-07-27

Ich habe keine Spülmaschine. Ich BIN eine Spülmaschine. Morgens spülen, Mittags spülen, Abends spülen. Es! Hört! Nicht! Auf!

Bis Mitte Dreißig war das kein Problem für mich. Mütter, Großmütter, Generationen vor mir hatten gespült, gespült, gespült, für Großfamilien mit Urahne, Ahne, Eltern und zahlreicher Kinderschar. (Ja, es waren die Frauen die gespült haben, während die Männer die Scholle bestellt haben und Radieschen geerntet…) Ich lebte alleine und die paar Tassen und Teller waren schnell gespült. Gäste? Kein Problem, ist ja schließlich nicht jeden Tag so viel Abwasch! Der legendäre Backmarathon mit Andrea zu Weihnachten? Kein Problem, das spülen wir mal eben zwischendurch!

Bis mein Freund Holger mir eines Tages seine alte kleine 4-Gedeck-Würfel-Maschine vermachte. Er hatte auf eine ausgewachsene Spülmaschine aufgerüstet und statt in seiner Garage konnte das ausrangierte Wunderwerk der Technik genauso gut in meiner Küche in Kiel stehen. Dort stand sie auch, wusch aber nicht. Ein Techniker wurde zu Rate gezogen, erzielte kurzzeitige Erfolge, aber keinen langfristigen Spülgang. Und ich war unglücklich. Ich war so nah an einem Quantensprung der Spültechnik und hatte den Durchbruch doch nicht geschafft.

Das sah mein Vater. Mein immer sparsamer und bedächtiger Vater, der jede Ausgabe scheute und dennoch dem technischen Fortschritt nicht widerstehen konnte. Messerscharf schloss er dass eine kleine 4-Gedeck-Würfel-Maschine (mehr passte nicht in die Kieler Küche) auch neu und funktionierend erhältlich sei und nicht die Welt kosten könne. Gesagt getan bestellt. Kurze Zeit später wurde mein neues Glück geliefert, angeschlossen und spülte seitdem, viel oder wenig, je nachdem was so anfiel.

Sie spülte nicht nur für mich sondern auch für meine Nachbarin Jutta. Wenn dort gefeiert wurde, wurde bei mir nebenan gespült. Das Maschinchen zog mit mir um nach Hamburg und bekam einen handgefertigten maßgeschneiderten Unterbau vom väterlichen Küchenexperten. Sie spülte treu für mich und Freunde und dann auch für den Husband. Sie zog mit um nach Frankfurt, dort jedoch fristete sie ein trostloses Dasein im Keller, weil in der Küche schon eine erwachsene Miele wohnte. Bis sich Cousine Christine erbarmte und den Würfel adoptierte.

Ich bin ein Spülmaschinen Fan. Ich finde alle Küchenutensilien sollten spülmaschinenfest sein. Ich zitiere oft die Philosophie meiner Freundin Heike: Was nicht gut genug ist für die Spülmaschine, ist nicht gut genug für mich. Ich liebe Spülmaschinen 3D Puzzle und kann immer noch eine Tasse, einen Topf, ein Glas, eine Auflaufform, etc … unterbringen. Und ausgerechnet meine Küche hat jetzt keine Spülmaschine.

Nach dem Einzug haben wir der Küche ein schnelles Schönheitsprogramm mit Holz Arbeitsflächen und neuen Griffen verpasst. Die fehlende Spülmaschine ist jedoch nicht die einzige Schwachstelle. An dem Raum sind die letzten 30 Jahre Küchendesign und –Technik spurlos vorüber gegangen. Also haben wir die Renovierung auf nächstes Jahr geschoben und sparen konzentriert auf die neue Küchengeneration mit allem Schnick und Schnack. Und mit Spülmaschine.

Von Anke Veil

Der IvAnke Advertiser begleitet unseren Neuanfang in Australien.

7 Antworten auf „Spülmaschine“

So kann sich das Leben ändern : mein neues Motto „Design vor Funktion“ – auch wenn Robert es mit der Hand spülen muss 😂🤣 jeh mehr ich darüber nachdenke um so lustiger wird es 🤪Heike

Die kleine Emma Würfel- Maschine hat mir in der Bornheimer Wohnung auch großartige Dienste geleistet, danke noch mal dafür, liebe Anke. Sie ist jetzt bei einer guten Freundin mit zwei Teenagern. Was sich da an Geschirr ansammelt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen… Mit Olli zusammen bin ich nun froh über unsere mittelgroße Emma für 9 Gedecke

Sehr richtig erkannt, liebe Anke: entweder man HAT eine Geschirrspülmaschine, oder man IST eine!
Ich bin immer noch untröstlich, dass das Bremer Maschinchen an der Förde partout nicht funktionieren wollte. Vielleicht lag’s am reduzierten Salzgehalt der Ostseewässerchen, den das verwöhnte Bremer Exemplar nicht akzeptieren konnte oder wollte – immerhin war die Weser dank K+S mal Deutschlands salzigster Fluss. Wer weiß es schon… ;-))
Herzlich
Holger

Es ist erstaunlich, dass eine Spülmaschine so eine Aussagekraft hat.Die vielen Kommentare zeigen das.In meinen Sechzigern gab es andere Themen wie W a s ch Maschinen, Nyltesthemden oder das neue Wunder T.V. Heute ist mein neues Wunder : Video-Konferenz !! das hat mein Leben ungemein bereichert.So wandern sich die Begehrlichkeiten.K.V.

Liebe Karin, volle Zustimmung – die WASCHMASCHINE ist die Königin des Haushalts. Abends schnell eine Maschine waschen zur Entspannung – herrlich!
(wobei ich beim Spülmaschinen-Tetris mindestens Landesliga bin)

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